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Ausgabe vom 5. Januar 2024
Ausblick 2024:
keine Panik auf der Titanic?
Der tägliche Blick in die Tagesschau oder in die Talkrunden von Lanz, Maischberger & Co. lässt nichts Gutes erwarten. Kriege, Naturkatastrophen und abgekämpfte Politiker zieren das Bild. Und dann gucken wir auf den DAX und sehen: Allzeithoch! Huch? Wie passt das denn zusammen? Also keine Panik auf der Titanic? Gehen wir auf Spurensuche ins neue Jahr 2024.
Glauben wir den zahlreichen Analysen und Ausblicken der letzten Wochen erscheint bereits heute relativ klar, wie das neue Börsenjahr 2024 verlaufen wird: Die Inflation sinkt im Jahresverlauf noch weiter, das Wachstum landet „soft“ und die Notenbanken senken die Zinsen ab dem 2. Quartal 2024.
Wachstum bei gleichzeitiger Inflation, die unter Kontrolle ist: Das ist das Narrativ, aus dem gute Börsenjahre geschnitzt sind. Wir nennen das „Goldglöckchen-Szenario“. Anleihen bringen wieder positive Rendite, Aktien profitieren von sinkenden Zinsen und Subventionsprogrammen. Insbesondere in den USA haben Subventionen Hochkonjunktur, wie das „Inflation Reduction Act (IRA)“ Programm beweist und mannigfach auch deutsche Investitionen anlockt. Und Gold dient als guter Krisenmanager und Diversifikator, falls es doch anders kommt.
Eskalierende und schreckliche Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten werden inzwischen genauso wie fiskalpolitische Verschuldungsexzesse an der Börse akzeptiert, wenn nicht gar erwartet. So ist das Tauziehen um Taiwans Unabhängigkeit von China ein ständiges, wenn auch bekanntes Damoklesschwert. 2024 beginnt also erst mal so wie 2023 geendet hat.
Der politische Showdown 2024 kommt dann am Jahresende: Die Präsidentschaftswahl in den USA. Die aktuell wahrscheinlichste Paarung heißt: Biden gegen Trump. Ein möglicher Präsident Trump wird hoffentlich nur zeitweise für Volatilität sorgen. Wichtig ist, dass er im Fall der Fälle nicht durchregieren und der US-Kongress zur Not dagegenhalten kann. Es geht um nicht weniger als den Fortbestand der Nato und die Militärhilfen für die Ukraine. Und eigentlich regieren doch die „BIG 7“ (Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft, Meta, Nvidia und Tesla). Oder bezweifelt das noch jemand?
In der Anlagestrategie sprechen wir oftmals von Wachstums- oder Substanzwerten bzw. neudeutsch Value oder Growth-Werten. Aber macht es nicht Sinn, beides zu haben: Wachstum UND Substanz? Zudem schließt sich beides nicht aus, sondern passt hervorragend zusammen und diversifiziert ein langfristig angelegtes Depot. Zudem heißt es bei uns nicht „Value oder Growth“, sondern „stetige Dividende und Künstliche Intelligenz“. Nur Außenseiter-Chancen rechnen wir zunächst China zu. Die grassierende Immobilienkrise lastet schwer auf der Konjunktur. Eher setzen wir auf die Emerging Marktes (Schwellenländer), die sich rund um China bewegen.
In Summe sehen wir die Chance, dass der DAX im Jahr 2024 in die Nähe der 18.000 Punkte klettert, im Krisenfall könnte er bei rund 14.700 liegen. Der Mix aus günstigen Substanztiteln mit stetiger Dividende wie bei den Automobilwerten und Wachstumstiteln aus der Technologie und Industrie, die von dem Megatrend „KI“ profitieren, sind unseres Erachtens eine gute Kombination. Politisches Gerangel hin oder her. Die international tätigen Unternehmen haben bereits im Jahr 2023 bewiesen, dass sie Widrigkeiten trotzen können. Zudem haben wir die berechtigte Hoffnung, dass (wie schon so oft) die Notenbanken im Jahr 2024 stützend agieren werden. Das dürfte letztendlich auch die Rentenmärkte interessant machen. Unternehmensanleihen guter Bonität und mittlerer Restlaufzeit sollten einen soliden Renditesockel im Depot bieten.
Insgesamt blicken wir also durchaus optimistisch ins neue Jahr, auch weil wir wissen, dass noch viel Liquidität am Seitenrand schlummert und auf den Einstieg wartet. Zudem gibt es auch noch zahlreiche Pessimisten. Und das ist gut so, denn diese verhindern, dass wir zu viel Euphorie am Markt sehen. Eine Börsenweisheit besagt nämlich, dass eine Hausse in der Panik geboren wird, in der Skepsis wächst, im Optimismus altert und in der Euphorie stirbt. Zurzeit bewegen wir uns unseres Erachtens zwischen Skepsis und Optimismus. Da ist also noch was drin!
Bringen wir es auf den Punkt:
- 1. Wachstum: Wir sehen für das kommende Jahr zwar ein begrenztes globales Rezessionsrisiko. Allerdings bleibt das Wachstum blutleer: Das Wachstum der Realeinkommen ist ziemlich robust. Die Löhne steigen, Insolvenzen im Mittelstand jedoch auch. Die Wirtschaft wird weniger durch geldpolitische Straffungsmaßnahmen belastet. Die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe erholt sich – auch in China –, und die Zentralbanken sind zunehmend bereit, im Fall einer drastischen Wachstumsverlangsamung vorsorglich Leitzinssenkungen zu beschließen.
- 2. Inflation: Die Inflation wird im Laufe des Jahres 2024 weiter zurückgehen, denn die Lage an den Arbeitsmärkten entspannt sich. Außerdem hält die Normalisierung der Preise für Güter, Dienstleistungen und Wohnen an. In Europa schwächt sich die Konsumnachfrage trotz des erhöhten Lohnwachstums ab. Dadurch können Kosten eventuell nicht mehr weitergereicht werden, was zu nachlassendem Preisdruck bei Dienstleistungen führen würde. Dennoch geht von den höheren Energiepreisen auch weiterhin ein bedeutendes Risiko aus.
- 3. Geldpolitik: Die Zentralbanken werden voraussichtlich einen konstruktiveren geldpolitischen Ansatz verfolgen als 2023, wenn statt des Inflationsrisikos das Wirtschaftswachstumsrisiko in den Vordergrund rückt. Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank FED und die EZB relativ zeitgleich mit Leitzinssenkungen im 2. Quartal 2024 beginnen werden. Sollte sich die gesamtwirtschaftliche Aktivität verschlechtern, sind sogar noch frühere Zinsschritte möglich. In Japan sehen wir in der ersten Jahreshälfte 2024 Spielraum für einen Ausstieg aus der Negativzinspolitik.
- 4. Wahlen: 2024 finden in 76 Ländern regionale, nationale und Parlamentswahlen statt (05.11.2024: US-Präsidentschaftswahl; diverse Landtagswahlen in Deutschland im September). Davon werden mehr als 50 % der Weltbevölkerung und fast 60 % des Welt-BIP betroffen sein. Diese politische Landschaft könnte für neue Instabilität in einer Welt sorgen, die bereits unter erhöhter geopolitischer Unsicherheit leidet.
- 5. Aktien in Industrieländern: Angesichts der besseren makroökonomischen Stimmung in diesem Jahr scheinen Aktien in Industrieländern eine sanfte Landung bereits einzupreisen. Da die Zinsen zunächst erhöht bleiben, ist ein genauer Blick angebracht, um vulnerable Unternehmen unterschiedlicher Sektoren zu erkennen. Japan fällt aus der Reihe, denn die Bank of Japan beginnt 2024 eventuell, die geldpolitischen Zügel zu straffen. Diese makroökonomische Normalisierung sehen wir jedoch als positiv für japanische Aktien.
- 6. Aktien in Schwellenländern: Zwei Faktoren könnten die Wertentwicklung 2024 begünstigen: 1. geldpolitische Lockerungsmaßnahmen der Zentralbanken in Schwellenländern und 2. Chinas allmähliche Erholung. Bisher verlief Chinas Erholung enttäuschend, doch mit ausreichend geld- und fiskalpolitischer Unterstützung könnte der Konsum früher oder später angekurbelt werden. Durch die Diversifizierung der Lieferketten könnten außerdem Chancen in anderen Teilen Asiens und Lateinamerikas entstehen. Hier liegt unsere Präferenz.
- 7. Zinsen und Anleihen: Wir halten Anleihen unter anderem wegen des Erreichens des Zinsgipfels für attraktiv. Wir rechnen damit, dass Anleihen im nächsten Jahr gute Gesamtrenditen im mittleren Laufzeitenspektrum abwerfen. Länger laufende Anleihen entwickelten sich in der Vergangenheit besser als Geldmarktpapiere, wenn die Notenbanken eine Zinspause einlegen. Der insgesamt gesunde und gut durchfinanzierte Privatsektor stützt zudem die Bonität von Emittenten. Durch die zurückgehende Verzinsung von Geldmarktpapieren steigt die Attraktivität von Unternehmensanleihen. Wir halten Investment-Grade-Anleihen für attraktiv. Bei Hochzinsanleihen ist mehr Vorsicht geboten, denn der Höhepunkt der Kreditqualität ist überschritten und die Finanzierungskosten steigen.
- 8. Gold: Gold gilt ähnlich wie der US-Dollar als Krisenwährung und guter Stabilisator für ein ausgewogenes Portfolio. Die Im Jahresverlauf sinkenden Zinsen sollten für den Goldpreis sprechen. Die nachlassende Inflationsangst steht jedoch dagegen. Rund um 2.000 US-Dollar pro Unze ist Gold unseres Erachtens fair bewertet.
- 9. Währungen: Der US-Dollar ist unseres Erachtens derzeit bei 1,10 USD/Euro fair bewertet. Eine ausgewogenere Weltwirtschaft im Laufe des Jahres 2024 könnte den Wert des US-Dollars beeinträchtigen. Die geopolitischen Krisen, das starke Wachstum und die hohen Zinsen in den USA stellen jedoch eine hohe Hürde für jede Währung dar, die dem US-Dollar kurzfristig Konkurrenz machen möchte.
- 10. Rohstoffe: Sofern es keine einschneidenden geopolitischen Einflüsse gibt, wird sich der Ölpreis 2024 unseren Erwartungen nach weiter in einer engen Spanne bewegen. Eine starke Nachfrage dank weltweit nachlassender Rezessionsangst und strukturelle Beschränkungen durch die OPEC+ könnten die schwachen chinesischen Konjunkturdaten und das hohe US-Angebot ausgleichen.
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